Chris Lechner

Vom Tanz zum Rennen

Als Tänzer habe ich mich ein Leben lang bewegt, Bewegung war der Zugang zu mir selbst, ich lernte dadurch mich und die Welt besser kennen.
Die ersten Formen die ich als Junge erprobte waren sportlicher Natur. Ich war ein guter Leichtathlet, vor allem der Sprint und der Weitsprung lagen mir. Dann kam Skifahren und Trickskifahren dazu. Ich lernte Judo, und dann die koreanische Variante des Karate, Taekwon do. In diesen Formen ging es um mehr als um Bewegung oder Technik. Es ging um das Do, den Weg, nicht das Ziel.
Und dann sah ich Tanz Fotos. Der Tänzer hiess Mikhail Baryschnikow, und die Verschmelzung von Emotion und Athletik schlug mich in ihren Bann.
Ballet war die nächste Form, und sollte für viele Jahre die Grundlage für meine Bewegung bleiben, bis ich es wie ein zu eng gewordenes Korsett abstreifen musste.
33-jährig, von Arthrose geplagt, begab ich mich auf die Suche nach Formen, die organischer waren, die meinen Körper respektierten, ihn heilen konnten. Ich suchte Wege hinter und zwischen allen Formen, im Tanz sowie im Leben.
Vor ein paar Jahren begegnete ich einer Tänzerin, Moya Michaels, die mir eine ganz andere Art des Laufens aufzeigte. Sie bestand darin, dem Körper nicht nur etwas aufzuerlegen, sondern im Dialog mit dem Körper und der Schwerkraft einer Art befreiten Fallens zu üben, einen fliessenden Übergang vom Gehen ins Rennen zu finden. Die Anstrengung loslassen, den Körper seinen Rhythmus und das Tempo finden lassen. Ein Laufen für „Jedermann“, nicht nur für den hochspezialisierten Tänzer oder Sportler. Seither habe ich auf Stränden, in Studios, auf Sportplätzen, im Wald dieses Fliegende Rennen geübt.

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Chris Lechhner in Ko-Kreation (mit rotem Oberteil)